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Mathematisches Grundverständnis für alltägliche Fragen

Warum muss man nur immer wieder solch einen Schrott lesen?

Zunächst sind die offensichtlichen Gegenargumente, die auch der Groll des Souverän schon angebracht hat.

Aber was mich an der Argumentationsweise stört: Man kann doch nicht allen Ernstes mit statistischen Argumenten arbeiten, aber selbst die Gesetzte der Statistik vollkommen ignorieren.

Nehmen wir mal die folgende Aussage Fleischmanns: »Seit Jahren liegt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter, die nicht arbeiten und von staatlicher Unterstützung und damit der Schaffenskraft anderer abhängen, bei weit über drei Millionen, […] .« Dies ist eine statistische Aussage. Was er vollkommen richtig darstellt, ist dass die »studierte Medizinerin mit 20 Jahren Berufserfahrung, jetzt arbeitslos, weil sie der Mann mit sechs Kindern im Stich ließ«, nicht die typische Harz-IV-Empfängerin ist. Das ist auch eine statistische Aussage. Dabei lässt er aber außer Acht, dass auch das andere Extrem nicht der typische Harz-IV-Empfänger ist. Hier geht er überhaupt nicht darauf ein, dass dies ebenfalls eine statistische Aussage sein muss.

Bei großen Stichproben nähert sich die Verteilung fast immer der Normalverteilung an. Dies ist der Zentrale Grenzwertsatz der Statistik. Warum spricht niemand über die Menschen, die den Großteil des Kuchens ausmachen, die sich in der Mitte der Normalverteilung befinden?

Wer einzelne Menschen aus einer Statistik als Beispiele anbringen möchte, sollte sich vorher sehr genau die Verteilung anschauen. Mit dem einen oder mit dem anderen Extrem zu argumentieren ist schlicht und ergreifend Täuschung. Leider fallen die mathematisch nicht genügend Gebildeten immer wieder auf solche vermeintlich sachlichen Argumentationen herein.

Solange niemand Zahlen dafür hat, in welchen Verhältnissen wie viele Langzeitarbeitslose mit wie viel staatlichen Zuschüssen auskommen, bin ich nicht wirklich bereit mich auf solche Diskussionen einzulassen. Die Bundesagentur für Arbeit hat zwar eine Seite mit Statistiken, aber zusammengezählte Zahlen und fertige Bilder sind meiner Meinung nach keine wirklich gute Statistik. Das traurige: Die meisten sind nicht einmal willens, diese vorgekauten Statistiken gründlich zu studieren.

Gibt es einen Grund, warum man die Roh-Daten nicht direkt verlinkt bekommt? Das wäre doch mal eine sinnige Anwendung für OpenData! Und ich meine nicht nur die Roh-Daten, die in den vorverdauten Bildern auftauchen. Ich meine tatsächlich alle Daten, die der Bundesagentur für Arbeit vorliegen. Dann könnte man wirklich sachliche Diskussionen führen.

 

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Öffnet die Archive

Ich wollte nur mal kurz auf ein paar interessante Links hinweisen. Nachdem ich schon einmal in meinem Kommentar zur Digitalen Evolution gesagt habe, dass mich Open Data interessiert, hier mal ein paar Beispiele, was damit eigentlich gemeint ist:

Es gibt eine Internetseite, wo man den offiziellen Haushalt der Bundesrepublik Deutschland einsehen kann. Klickt euch da mal durch. Wusstet ihr, dass das so in etwa aussieht? Ich bin durch Netzpolitik.org mal wieder auf die Seite aufmerksam geworden. Aber bei dem Bericht vom Berlin Open Data Day wurden noch andere interessante Projekte erwähnt.

Auch Mozilla hat eine ziemlich aufschlussreiche Seite mit Statistiken zu den Downloads von Firefox 4. Klickt dort mal in die linke untere Ecke.

Gleichzeitig ist es schon irgendwie cool, wenn auch nicht wirklich verwunderlich, zu sehen, dass auch private Unternehmen sehr viel Potenzial in diesen Techniken sehen.

Habt ihr schon von Open Data oder ähnlichem gehört, kennt ihr andere coole Projekte?

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Ein Kommentar

Digitale Evolution

Die ganze Sache mit dem Internet erscheint mir momentan so ein Bisschen so, wie die nächste Entwicklungsstufe der menschlichen Zivilisation. Ob in der arabischen Welt, in den GUS-Staaten, in den ehemaligen Entwicklungsländern oder bei uns – alles ändert sich irgendwie rasend.

Im Rahmen der re:publica XI wurde der neue Verein Digitale Gesellschaft vorgestellt. Auf der Homepage steht, der Verein will eine „kampagnenorientierte Initiative für eine bürgerrechts- und verbraucherfreundliche Netzpolitik“ schaffen. Mich interessieren vor allem Open Data, Umgestaltung des Urheberrechts und Netzneutralität, für die der Verein eintritt.

Unter den weiteren Themen ist auch Datenschutz. Das mit dem Datenschutz ist echt so eine Sache. Dass Daten wirklich wichtig sind, merken nicht nur die Wissenschaft, die Wirtschaft, sondern auch staatliche Stellen. Es gibt auch Leute, die sich sehr für Datenschutz einsetzen. Was mir an dieser ganzen Datenschutz-Diskussion nicht gefällt: Datenschutz heißt bei jedem was anderes. Und alle reden an einander vorbei. Manchmal will ich auch nur selbst bestimmen, dass jemand alle meine Daten haben kann. Manchmal will ich das eben nicht. Bin ich jetzt ein Datenschützer?

Informationelle Selbstbestimmung benannte das Bundesverfassungsgericht dieses Prinzip einst. Das klingt doch viel cooler, als Datenschutz!

Mal schauen, was sich da in der nächsten Zeit noch entwickeln wird. Ich werde nicht so schnell aus dem Internet verschwinden.

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