Archiv für die Kategorie Nachhaltigkeit
Mein Garten
Veröffentlicht von Adoa in Gesellschaft, Kommunikation, Nachhaltigkeit, Sicherheit, Technologie, Wirtschaft am 2013-06-15
Mein Garten ist schön. Mein Garten ist gemütlich. Mein Garten ist nicht dein Garten. Mein Garten ist ein Walled Garden.
Dieser Ausdruck wird häufig verwendet, um eine sehr verbreitete Unternehmensstrategie in der Technologiebranche zu umschreiben: Meine Produkte sind auf Prozesse angewiesen, die unter meiner Kontrolle stehen. Dies bezieht sich auf mindestens einen dieser Punkte: Software, Hardware, Dateiformate und Protokolle.
Software
Die Betriebssysteme und digitalen Marktplätze können entscheiden welche Programme und Inhalte ich nutzen und beziehen kann. Noch tiefer im System ist heutzutage sogar das UEFI – ein Ersatz für das angestaubte BIOS – teilweise in der Lage zu kontrollieren, welche Betriebssysteme ich installieren kann.
Hardware
Durch herstellerspezifische Anschlüsse wird sichergestellt, dass ich nur bestimmte, zertifizierte Geräte anschließen kann oder teure Adapter kaufen muss. Einige Geräte detektieren Ersatzteile (etwa Akkus oder Tinte) von Drittherstellern und verweigern die reibungslose Zusammenarbeit: Stromsparfunktionen werden abgeschaltet oder übermäßig Tinte verbraucht.
Dateiformate und Protokolle
Undokumentierte Dateiformate und Protokolle zwingen die Benutzung von bestimmter Software. Patentierte Dateiformate im Multimedia-Bereich erfordern eine Lizenzierung für die Implementierung in Hard- oder Software.
Kontrolle
In kontrollierten Umgebungen ist das Geschäftsmodell für Firmen deutlich klarer, als in einem offenen Ökosystem: Die Kunden sind auf dich angewiesen und müssen deine Produkte kaufen. Das Unternehmen muss sich auch nicht so viel um die Dokumentation kümmern. Es ist ja sowieso besser, wenn kein einzelner Mitarbeiter Wissen über das gesamte Produkt hat.
Weiterhin kann die reibungslose Funktion durch Tests und Zertifizierung sichergestellt werden. Sicherheit gegen Angriffe wird häufig als Argument gebracht – es wisse ja schließlich niemand, wie die Systeme intern arbeiten. Leider ist dieses Argument zahnlos: gerade verbreitete proprietäre Produkte sind das Ziel von Angriffen.
Für Software kann die Konsistenz von Aussehen und Benutzerführung erzwungen werden. Erfüllt ein Programm oder ein Inhalt die Anforderungen an Design oder Moralvorstellung nicht, ist dies einfach nicht verfügbar oder nutzbar. Bedauerlicherweise geht die Konsistenz verloren sobald man mit anderen Systemen interagieren muss.
Offenheit
Offene Software zeichnet sich durch den freigelegten Quellcode aus. So kann ein Experte die geforderte Funktionalität und Kompatibilität überprüfen, Fehler beheben und ungewollte Funktionen entfernen. Viele Endkunden wollen den Quellcode gar nicht sehen, doch das müssen sie auch nicht. Offen dokumentierte Hardware und Dateiformate bzw. Protokolle können von verschiedenen Implementierungen umgesetzt werden, die sich dann besser in ihre spezielle Zielumgebung einbetten.
Durch die freie Verfügbarkeit und Dokumentation (notfalls auch Quellcode) kann Konkurrenz die Innovationen fördern. Außerdem ist so sichergestellt, dass die Dateiformate auch in Zukunft noch lesbar und verwendbar sind – auch wenn der ursprüngliche Hersteller nicht mehr existiert oder das Produkt eingestellt hat.
Weiche Faktoren
Oft vergessen werden die weichen Faktoren: Ein geschlossenes System lässt die Nutzer nicht hinter die Mauern sehen. Bei Fragen und Empfehlungen kann ein Nutzer nur Information zu „seiner“ Plattform geben. Andererseits ist gleichzeitig ein Außenstehender nicht in der Lage in den Garten zu schauen. So ist ein Vendor Lock-In immer auch ein Lock-Out.
Freiheit?
Ich bin ein Befürworter offen dokumentierter Produkte und frei verfügbaren Quellcodes. Ich versuche Lösungen zu finden, die auf verschiedenen Plattformen lauffähig sind. Unglücklicherwiese ist das nie so gut umsetzbar, wie man das haben will. Den Effekt des Lock-Outs habe ich erst in den letzten paar Jahren richtig zu spüren bekommen – sowohl bei mir, als auch im Gespräch mit anderen Menschen. Wirklich frei ist so leider niemand. Wenn ihr mit Leuten aus anderen Ökosystemen redet, achtet mal darauf. Ihr werdet euch wundern wie gestört die Wahrnehmung ist. Jedem seine Blase!
Langeweile vertreiben
Veröffentlicht von Adoa in Gesellschaft, Kommunikation, Kultur, Nachhaltigkeit, Technologie, Wirtschaft, Wissenschaft am 2012-06-10
Hier mal wieder eine kleine Auswahl an empfehlenswerten TED-Vorträgen:
- Krebs mit elektrischen Feldern behandeln von Bill Doyle – Meine Reaktion: »WTF!? Das funktioniert wirklich?!«
- Kausaler Zusammenhang zwischen Glück und Erfolg von Shawn Achor – besonders witzig und lehrreich
- Warum man keine Skelette von Dinosaurier-Jungtieren findet von Jack Horner – warum ist da vorher keiner drauf gekommen?
- Macht und Wirkungsweise von Komik von Chris Bliss – gute Witze und Karikaturen als Beispiele
- Die Mathematik der Urheberrechtsverletzung von Rob Reid – lustige Derstellung der bizarren Wirklichkeit, wie im obigen Komik-Vortrag erklärt
- Elektronik-Bautklötze nach Lego Art von Ayah Bdeir – hätte ich auch gerne gehabt
- Die Macht und Bedeutung der Introvertierten von Susan Cain – endlich mal jemand der diese Problematik in Worte fassen kann
- Fliegende Roboter von Vijay Kumar – nützliche Technik-Spielereien
- Drei Vorträge über Klimawandel, Rohstoffknappheit und Energie aus unterschiedlichen Perspektiven: Peter Diamandis, Pail Gilding und James Hansen – im Zusammenhang besonders wirkungsvoll
- Durch Technologie die Regierung verbessern von Jennifer Pahlka – in Deutschland mehr solcher Leute haben will
- Transzendenz aus Sicht eines Psychologen von Jonathan Haidt – regt zum Nachdenken an
- Verletzlichkeit und Schamgefühl aus wissenschaftlicher Sicht von Brené Brown – erfrischende Art des Vortrags
- Billige Batterien für die Energiewende von Donald Sadoway – will haben!
- Wenn Information Nahrung wäre … von JP Rangaswami – … ich bekomme Hunger nach lehrreicher Bildung …
- Einsamkeit durch Verbundensein von Sherry Turkle – habe ich immer noch nicht verdaut
Außerdem möchte ich noch einmal auf die Long Now Foundation hinweisen. In ihrem monatlichen Seminar gab es neulich eine Sitzung über die letzten 500 Jahre der Homogenisierung der Welt: Was hat Christoph Kolumbus mit der kleinen Eiszeit zu tun? Das Audio ist schon lang, aber als Podcast kann man sich das schon mal geben.
Langeweile vertreiben
Veröffentlicht von Adoa in Gesellschaft, Kommunikation, Kultur, Nachhaltigkeit, Technologie, Wirtschaft am 2012-04-25
Meine Langeweile vertreibe ich mir häufig, indem ich Videos von den TED-Konferenzen anschaue. Insgesamt sind alle TED-Vorträge immer sehr positiv und bilden für mich einen kleinen Gegenpol zu den täglichen Nachrichten.
Was ist TED? Eine Konferenz, die sich mit Technologie, Unterhaltung, Design, Wissenschaft, Gesellschaft und allem möglichen anderen beschäftigt. Mittlerweile gibt es weltweit auch Ableger, die sich TEDx nennen. Die Vortragssprache ist Englisch und die Länge bis zu 25 Minuten. Viele (oder alle?) Vorträge werden unter einer CC-Lizenz online gestellt und können auf der Homepage angesehen werden. Zum Glück kann man die auch abonnieren, um keines der Videos zu verpassen. Ob man tatsächlich alle anschauen muss, ist die eine Frage – besser als Fernsehen, ist es allemal.
Hier mal eine kleine Auswahl an empfehlenswerten TED-Vorträgen:
- Nachhaltige Stadtentwicklung von Alex Steffen
- Schädliche Wirkung von Ungleichheiten in der Gesellschaft Richard Wilkinson
- Fortschlitte in der Krebsforschung durch Methoden aus der Open-Source-Welt von Jay Bradner
- Biochemie von Vertrauen und Moral von Paul Zack
- Lustige Technik-Kunst von Aparna Rao
- Biochemie des Alterns von Cynthia Kenyon
- Lernen im Mutterleib von Annie Murphy Paul
- Crowdsourcing: ReCaptcha und DuoLingo von Luis von Ahn
- Monetäre Bewertung der Natur von Paven Shukhdev
- Alchemie des Kochens von Homaro Cantu und Ben Roche
- Unmögliche Fotografie von Erik Johansson
- Atheismus 2.0 von Alain de Botton
- Entscheidungsprobleme entschärfen von Sheena Iyengar
- Möglichkeiten durch 3D-Druck von Lisa Harouni
Nachtrag zur Stunde für den Planeten
Veröffentlicht von Adoa in Gesellschaft, Nachhaltigkeit am 2012-04-25
Hier gibt es auch eine kurze Zusammenfassung zur Earth Hour des WWF – mit Bildern aus ganz vielen Ländern dieser Erde. Leider musste der Astronaut irgendwelche »wichtigen« Dinge tun, sodass es kein Foto von der ISS aus gibt. Ich vermute ja, dass man einfach keinen Unterschied gesehen hat und die ESA die vielen Menschen nicht mit der Sinnlosigkeit konfrontieren wollte, für eine Stunde einige Lichter auszumachen.
Worum es eigentlich geht: Jeden einzelnen zu ermuntern, weniger Energie und Ressourcen zu verbrauchen.